Waren Sie diesen Sommer in Ihrem Urlaub an der Nord- oder Ostsee oder am nördlichen Atlantik? Wir möchten Ihnen nicht im Nachhinein den Urlaub verderben. Trotzdem wollen wir auf den Atommüll in diesen Meeren hinweisen. Die bis jetzt freigesetzte Radioaktivität ist in der Biosphäre angekommen, d.h. auch in den Fischen und Meerestieren, die ein Teil unserer Nahrung sind. Wurden Sie in Ihrem Urlaubsort auf dieses Problem aufmerksam? Höchstwahrscheinlich nicht.
Radioaktive Feststoffe konnten bis 1994 legal im Meer verklappt werden. Sämtliche Atommüll produzierende Länder haben bis dahin weit mehr als 100.000 Tonnen radioaktiven Abfall in den Meeren versenkt. Bis 1982 haben 9 Staaten an 15 Stellen im Nordostatlantik 114.726 Tonnen in 222.732 Fässern versenkt. Deutschland, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande verklappten z. B. 1967 insgesamt 10.895 Tonnen schwach und mittelradioaktiven Abfall 400 km vor der Küste Portugals.
Jahrzehnte wusste die Öffentlichkeit nichts davon. Erst in den 1980er Jahren machte Greenpeace mit spektakulären Aktionen auf das Problem aufmerksam. Aufgeplatzte und löchrige Fässer wurden in der Tiefe von ca. 100 m im Ärmelkanal gefunden.
Die Einleitung von radioaktiven Abwässern ist aber nach wie vor legal und wird auch praktiziert. Die Wiederaufbereitungsanlage La Hague spült über ein viereinhalb km langes Rohr täglich 400 Kubikmeter radioaktives Wasser in den Ärmelkanal. In Sellafield werden die radioaktiven Abwässer, die die radioaktive Belastung durch La Hague noch übertreffen, in die Irische See geleitet.
Der Berichter verbrachte übrigens seinen Sommerurlaub an der Ostsee, die als eines der am schlimmsten radioaktiv verseuchten Meere gilt. In einer der nächsten Ausgaben werden wir über den Zustand der Ostsee berichten.
Eigentlich neigen wir dazu, vor Problemen wie diesen die Augen zu verschließen. Aber wie so oft ist das keine Lösung. Was wir persönlich tun können, um den „Atommüllberg“ nicht noch weiter anwachsen zu lassen ist die Wahl unseres Stromversorgers und die Wahrnehmung unserer demokratischen Rechte, sei es bei Wahlen oder durch die Teilnahme an Kampagnen gegen Atomkraft.